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Chefdirigent

Foto: © BR/Astrid Ackermann

Sir Simon Rattle

Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks

Bezwingendes Charisma, Experimentierfreude, Einsatz für die zeitgenössische Musik, großes soziales und pädagogisches Engagement sowie uneingeschränkter künstlerischer Ernst – all dies macht den gebürtigen Liverpooler Simon Rattle zu einer der faszinierendsten Dirigentenpersönlichkeiten unserer Zeit.

Mit Beginn der Saison 2023/24 ist Sir Simon Rattle neuer Chefdirigent von BR-Chor und BRSO.

Sein internationales Renommee erwarb sich Simon Rattle während seiner Zeit beim City of Birmingham Symphony Orchestra (1980–1998), das er zu Weltruhm führte. Von 2002 bis 2018 war er Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, aus dieser Zusammenarbeit gingen zahlreiche CD-Einspielungen sowie Uraufführungen u. a. von Werken von Adès, Berio, Gubaidulina, Boulez, Grisey, Lindberg und Turnage hervor. Von 2017 bis 2023 war er Musikdirektor und Chefdirigent des London Symphony Orchestra (LSO). Er ist u. a. auch den Wiener Philharmonikern, mit denen er sämtliche Symphonien und Klavierkonzerte von Beethoven (mit Alfred Brendel) eingespielt hat, und als »Principal Artist« dem Orchestra of the Age of Enlightenment eng verbunden. An allen bedeutenden Opernhäusern ist Simon Rattle begehrter Gast: am Royal Opera House Covent Garden in London, an der Staatsoper Berlin, an der Wiener Staatsoper, an der er 2015 Wagners Ring-Tetralogie dirigierte, und an der New Yorker Metropolitan Opera, wo er u. a. mit Tristan und Isolde und Der Rosenkavalier zu erleben war. Bei den Salzburger Festspielen leitete Simon Rattle die Berliner Philharmoniker in szenischen Aufführungen von Fidelio, Così fan tutte, Peter Grimes, Pelléas et Mélisande, Salome und Carmen.

Ebenfalls mit den »Berlinern« realisierte er Wagners Ring beim Festival d’Aix-en-Provence und bei den Salzburger Osterfestspielen sowie Bachs Johannes-Passion, Der Rosenkavalier, La damnation de Faust, Tristan und Isolde und Parsifal bei den Osterfestspielen in Baden-Baden. Zuletzt feierte Simon Rattle mit Jenůfa an der Berliner Staatsoper sowie mit Tristan und Isolde mit dem LSO in Aix-en-Provence große Erfolge. Für seine bisher mehr als 70 Plattenaufnahmen erhielt der Dirigent höchste Ehrungen. Hervorgehoben sei auch sein Engagement für das Education-Programm Zukunft@BPhil der Berliner Philharmoniker, für das er ebenfalls mehrfach ausgezeichnet wurde. Mit dem BRSO brachte Simon Rattle u. a. Schumanns Das Paradies und die Peri, Haydns Die Jahreszeiten, Wagners Das Rheingold und Die Walküre sowie Mahlers Das Lied von der Erde und die Neunte zur Aufführung. Auf CD sind bisher Wagners Rheingold und Walküre, eine musica viva-Porträt-CD mit Werken von Ondrej Adamek sowie von Mahler Das Lied von der Erde und die Neunte erschienen, letztere erhielt im Januar 2023 die Auszeichnung Diapason d’Or.

»Es ist eine Ehre, die Nachfolge von Mariss Jansons anzutreten, und ich freue mich darauf, diese wunderbaren Musikerinnen und Musiker für viele Jahre zu leiten.«

Sir Simon Rattle anlässlich der Vertragsunterzeichnung

Erste Begegnung mit dem Symphonieorchester vor 50 Jahren

Im Oktober 1970 erlebte der Teenager Simon in seiner Heimatstadt Liverpool Beethovens Neunte Symphonie, aufgeführt vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Rafael Kubelík, während einer England-Tournee des Orchesters:

Sir Simon: »Dieses Konzert sollte mein Leben verändern. Mir war das BRSO schon vertraut, weil ich ein großer Kubelík-Fan war und einige Langspielplatten gekauft hatte. Aber dieser Auftritt des Orchesters in Liverpool hat einen so tiefen und bleibenden Eindruck auf mich gemacht – auf einen Teenager, der sich in den Kopf gesetzt hatte, Dirigent zu werden. Da war so eine starke Verbindung zwischen Dirigent und Musikern zu erleben: nicht nur strahlten sie pure Freude beim Spielen aus, es schien als würden hier alle gleichgesinnt und mit derselben Philosophie musizieren. Dieses Konzert wurde für mich zu einer Art Maßstab für etwas, das man als Musiker erreichen möchte. Als ich im Jahr 2010, fast 40 Jahre später, selbst erstmals vor diesem Orchester stand und wir den von mir so geliebten Schumann spielten, habe ich genau diesen »Spirit« wieder gespürt – obwohl nur noch eine Handvoll Musiker von damals dabei waren. Kubelík hat einen Ton gesetzt, eine Atmosphäre geschaffen, in der unglaublich flexibel, kultiviert und liebevoll musiziert wird – und diese Qualitäten wurden von seinen großartigen Nachfolgern sogar noch verstärkt, ganz besonders von meinem Freund Mariss Jansons, der mir und uns allen so fehlt. Wenn ich also meine Vorfreude auf die Zusammenarbeit mit diesen großartigen Ensembles, dem Orchester und dem Chor, zum Ausdruck bringe, möchte ich das nicht tun, ohne meine Dankbarkeit und meinen Respekt allen Musikerinnen und Musikern gegenüber auszusprechen, die hier in der Vergangenheit waren und für so eine künstlerische Wärme und so eine Menschlichkeit gesorgt haben. Die Menschen kommen und gehen, das Ethos aber bleibt. Aufbauend auf den wunderbaren Momenten des gemeinsamen Musizierens in den letzten zehn Jahren werden wir gemeinsam ein breites Spektrum an fantastischer Musik erkunden und Programme über viele Genres hinweg gestalten – sowohl für unser Live-Publikum in den Sälen als auch für die Zuschauer und Zuhörer der Medienkanäle des Bayerischen Rundfunks. Zu unseren Ambitionen gehören die Entwicklung der Kreativität des Orchesters mit der historischen Aufführungspraxis sowie der Aufbau engerer Verbindungen mit der musica viva-Reihe in der Stadt.«

Foto: © BR/Astrid Ackermann
Foto: © BR/Astrid Ackermann
Foto: © BR/Astrid Ackermann
Foto: © BR/Astrid Ackermann

Gemeinsame Herausforderungen: Gesellschaftliche Teilhabe im neuen Konzerthaus

Neben der musikalischen Arbeit freuen sich Sir Simon Rattle und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf weitere gemeinsamen Herausforderungen. Ihr Ziel, möglichst vielen Menschen in Bayern den Zugang zu Musik zu ermöglichen – gerade dann, wenn Herkunft und soziales Umfeld Hindernisse darstellen – teilen sie mit dem Konzerthaus-Projekt des Freistaats im Münchner Werksviertel Mitte. Bei dessen Planung steht neben einem akustisch erstklassigen Saal vor allem auch eine adäquate Infrastruktur für Musikvermittlung und Education-Projekte im Mittelpunkt – es liegt Sir Simon und dem BRSO viel daran, sie mit größtmöglicher Breitenwirkung nutzbar zu machen.

»Als Teil meiner neuen Rolle werde ich mich für das neue Konzerthaus in München einsetzen und dem Bayerischen Staat meine ganze Unterstützung anbieten, um dieses Projekt zu verwirklichen. Es wird dem BRSO das Arbeitsumfeld bieten, das es verdient, und für viele andere Musikerinnen und Musikern aus München, Bayern und darüber hinaus eine »Heimat« sein. In der Zwischenzeit werden wir die Vermittlungsarbeit des Orchesters weiter ausbauen, sowohl im Werksviertel-Mitte, wo der Saal entstehen wird, als auch in vielen anderen Gemeinden in ganz Bayern.«

Sir Simon Rattle