Bildergalerie
Kammerkonzert mit umjubeltem Ensemble „Le Beau“ im St. Michaelssaal
Am Dienstag, 29. April 2025, waren die „Freunde“ zu einem weiteren Kammerkonzert in den St. Michaelssaal eingeladen. Es spielte das Ensemble „Le Beau“ aus drei Solistinnen des BRSO: Bettina Faiss an der Klarinette, Uta Zenke-Vogelmann am Violoncello sowie Anne Schätz am Klavier. Das Trio bringt immer wieder Werke auch unbekannterer Komponisten (und vor allem Komponistinnen) zur Aufführung – eine besondere Bereicherung für die Kammermusik!Nachdem Wolfgang Gieron das Publikum begrüßt hatte, gab er diesmal nur einen kurzen Überblick über das Programm des Abends, denn die Moderation und die Einführung zu den einzelnen Stücken übernahm das Trio im Anschluss selbst. Anne Schätz berichtete, es sei zwar nicht bekannt, in welcher Wiener „Kegelstatt“ Wolfgang Amadeus Mozart sein gleichnamiges Trio zu Papier gebracht hat, jedoch weiß man, dass Mozart oft und gerne bei Vergnügungen wie Kegeln oder Billard komponiert hat. Ursprünglich war dieses Trio für Klarinette, Bratsche und Klavier gesetzt. Uta Zenke-Vogelmann hat die Bratschen-Stimme dann in der Original-Tonlage fürs Cello arrangiert und für das Ensemble angepasst. So konnte das Publikum eine wunderbare Fassung von Mozarts Kegelstatt-Trio genießen – kraftvoll interpretiert und mit Verve gespielt.
Als zweites Werk des Abends stand ein Trio von Louise Farrenc auf dem Programm. Diese französische Komponistin war für ihre Zeit überaus fortschrittlich; sie lehrte als weltweit erste Professorin am renommierten Conservatoire de Paris. Heute ist sie zu unrecht nicht sehr bekannt. Denn schon Robert Schumann hatte sich seinerzeit über ihre Werke begeistert geäußert. Einerseits war sie beeinflusst von der klassischen Tradition Mozarts, Haydns sowie Beethovens, andererseits schwebt ein „romantischer Duft“ über dem Trio - inspiriert von Rossini-Opern, die damals in Paris sehr beliebt waren. Das Stück ist vor dem Hintergrund zu betrachten, dass Louise Farrencs Tochter (selbst eine sehr begabte Pianistin) schwer an Tuberkulose erkrankt war und von der Mutter jahrelang gepflegt wurde. Diese Erfahrung verarbeitete Farrenc hier so, dass das Trio durchaus etwas Tröstendes verbreitet. Durch ihr gefühlvolles Spiel machten die drei Musikerinnen dies auch für das Publikum spürbar.
Anschließend führte Anne Schätz in das Trio in g-moll von Robert Kahn ein. Dieser Komponist hat in München studiert und ging später nach Berlin, wo er Professor und Mitglied der „Preußischen Akademie der schönen Künste“ wurde. Er war gesellschaftlich bestens mit Künstlern und Wissenschaftlern vernetzt, beispielsweise waren Christian Morgenstern und Albert Einstein oft bei ihm zu Besuch. Mit dem Jahr 1933 änderte sich für ihn als Juden sein Leben von heute auf morgen. Glücklicherweise floh er rechtzeitig nach England, wo er dann den Rest seines Lebens verbrachte. Er schrieb zahlreiche Kammermusikwerke, darunter auch das Trio, das an diesem Abend so eindrucksvoll zum Klingen gebracht wurde. Es wurde hörbar, dass die Werke von Johannes Brahms Robert Kahn stark beeinflusst haben. Das Trio in g-moll war wundervoll melodiös und dynamisch. Wie traurig, dass Robert Kahns Werk aufgrund der Verfolgung durch die Nationalsozialisten aus dem kollektiven Gedächtnis nahezu getilgt wurde und heutzutage nicht so oft zur Aufführung kommt. Gut, dass sich auch das Ensemble „Le Beau“ um die Wiederentdeckung verdient macht.
Das Publikum umjubelte den Auftritt des Trios dermaßen, dass sich die drei Musikerinnen sogar noch eine Zugabe entlocken ließen: Sie spielten Schmankerl aus dem „Gassenhauer-Trio“ von Ludwig van Beethoven. Damit rundeten sie den Kammermusikabend im St. Michaelssaal hervorragend ab. Absolut begeistert und beschwingt verabschiedeten sich alle in einen frühsommerlichen Abend.
Text und Fotos: Ulrike Mosbach







