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20. Schlosskonzert Tegernsee am 18. September 2024 mit der Akademie des BRSO
Zwar war das (Jubiläums-)Konzert als Überraschung von Seiten der Akademie angekündigt worden, aber als die zahlreichen Gäste den Saal betraten, lag zum Erstaunen der Besucher ein fertig gedrucktes Programm auf allen Stühlen. Es war ein wirklich von den StipendiatJnnen ausgedachtes Überraschungskonzert, es war eine Reise durch das 19. Und 20. Jahrhundert mit (un-)bekannten Komponisten bis in die Neuzeit. Die gekonnte Moderation von Jakob Plag, der zweimal als Solist mit seiner Klarinette brillierte, führte die gespannt lauschenden ZuhörerJnnen durch oft noch unbekannte Kompositionen, die sich die AkademistJnnen auch mit Hilfe ihrer Vorbilder im Orchester, wie etwa der Geigerin Marije Grevink, erarbeitet hatten.Zunächst begrüßte der Moderator vor allem die Gastgeberin und bedankte sich für die immer wiederkehrende Möglichkeit, in dieser wunderbaren Umgebung musizieren zu dürfen; er wies auf die ausgelegten Programme hin und startete sofort mit seinen Erklärungen der für die Meisten unbekannten Werke, die sich seine MitspielerJnnen für diesen Abend erarbeitet hatten: gleich zu Beginn zeigten die Stipendiatinnen Patricia Cordero (Violine) und Theresa Strasser (Violoncello) mit ihrer Darbietung von Reinhold Gliére´s (1875-1956) „Auszügen aus acht Duos für Violine und Violoncello“, deren Schönheit in den Sätzen Gavotte, Berceuse, Canzonetta und Scherzo zum Ausdruck kam, ehe sie sich an das Duo von Erwin Schulhoff (1894 -1942) mit dem Titel Zingaresca. Allegro giocoso in ihrer vollendeten Schönheit wagten und den begeisterten Beifall für ihre Darbietung erhielten. Nach diesen beiden Komponisten zeigte der Geiger Mon-Fu Lee Hsu an John Corigliano, einem 1938 geborenen Amerikaner, mit dessen Werk „STOMP“ für Violine solo, (für den Internationalen Wettbewerb in St. Petersburg komponiert), was er mit seinem Werk den Zuhörern eigentlich sagen wollte: "STOMP demands a theatrical mind, an unerring ear, and a delight in making music with the entire body. It is supposed to be fun for the audience and a workout for the violinist“. (Interview des Komponisten, vom Moderator an das Publikum weitergegeben.) Der nicht nur musikalische, sondern auch körperliche Einsatz, den hier Corigliano für den Interpreten vorschreibt, riss das Publikum zu Beifallsstürmen für Mon-Fu Lee Hsu hin!
Danach nahm uns Jakob Plag auf seiner Klarinette und seiner Mitspielerin Theresa Strasser auf ihrem Cello mit zu Paul Hindemiths (1895-1963) „Ludus minor“ für Klarinette und Violoncello mit den 5 Sätzen Fuga prima ex C; Interludium: leicht bewegt; Fuga secunda ex G; Interludium; Fuga tertia ex F. Eigentlich nur als ein „kurzes Stück für Zuhause“ und nicht für große Bühnen gedacht, sollte dieses Stück nie veröffentlicht werden, sondern war nur für den „Hausgebrauch“ angedacht (herausgegeben in einer fiktiven „Edition Künstlerheim Intercorporated“). Spielte doch Paul Hindemith Klarinette und seine Frau war die Cellistin…Jakob Plag und seine Kollegin Theresa Strasser wurden mit starkem Beifall belohnt, der sich aber zu einem nicht enden wollenden „Orkan“ bei der sofort anschließenden „Disco-Toccata“ des erst 1970 geborenen französischen Komponisten Guillaume Connesson steigerte. Dieser hatte das Stück an einem Morgen geschrieben, als noch eine Zugabe für ein Konzert erwartet wurde. Zitat des jungen Komponisten über sein Werk: „Ich kann mir eine Welt ohne Popmusik nicht vorstellen“ – was unseren Moderator zu der Aussage veranlasste, dass er hoffe, es sei bei Theresa und ihm etwas davon zu hören……das Publikum belohnte die Beiden nach der Aufführung mit tobendem Beifall!
Nachdem sich die Gemüter etwas beruhigt hatten, wagten sich zum Abschluss dieses so hervorragenden Abends fünf junge AkademistJnnen an das Streichquartett in G-Dur op. 77 von Antonin Dvorák (1841-1904), das dieser - wahrscheinlich allen Anwesenden einzig geläufige - Komponist geschrieben hat und dieses opus war besonders bemerkenswert wegen des Kontrabass-Einsatzes. Das viersätzige Werk (Allegro con fuoco; Scherzo. Allegro vivace; Poco andante; Finale. Allegro assai) wurde für einen Kammermusik-Wettbewerb in Prag komponiert, der vom sogen. „Künstlerischen Zirkel“ gefördert wurde. Dafür erhielt Dvorak eine einstimmige Belohnung von 5 Dukaten. Das Werk war ursprünglich für fünf Sätze angedacht, jedoch wurde der 5. Satz vor Drucklegung gestrichen und danach für Streichorchester als Notturno umgeschrieben. Hier zeigten Shen-Fang Chiu und Mon-Fu Lee Hsu (Violine), unterstützt von der Alumna Carla Usberti (Viola), Theresa Strasser (Violoncello) und Harry Atkinson am Kontrabass ihre Quintett-Fähigkeiten, die das begeisterte Publikum mit Ovationen belohnte.
Die Großzügigkeit unserer FSO-Präsidentin und Gastgeberin, der wir an dieser Stelle von Herzen für ihr unermüdliches Engagement danken, ermöglichte auch wie schon am Vorabend ein anschließendes Treffen bei Getränken und Fingerfood mit den jungen MusikerJnnen, an dem auch 7 junge Freunde (JF) des FSO voller Begeisterung die Möglichkeit nutzten, sich mit den StipendiatJnnen noch lange im Vestibül zu unterhalten.
Text und Fotos: Barbara Klingan














