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Gespräch mit dem Manager des BRSO Nikolaus Pont am 27. Mai 2024
Wolfgang Gieron begrüßte den Manager des Symphonieorchesters Nikolaus Pont im St. Michaelssaal zum Gespräch. Gemeinsam beleuchteten sie die Aufgaben und Herausforderungen, die diese Funktion mit sich bringt und gaben auch die eine oder andere Anekdote zum Besten.Nach Stationen als Sprecher und Redakteur beim österreichischen Radiosender OE1, bei einer Londoner Konzertagentur und beim Wiener Konzerthaus kam Pont vor über zehn Jahren als Orchestermanager zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
Bei seiner Arbeit hat er sechs verschiedene Interessensgruppen stets im Blick. Zum einen wäre da sein Arbeitgeber, der Bayerische Rundfunk, der der Träger des Orchesters ist (sein direkter Ansprechpartner ist der Programmdirektor). Die zweite Gruppe sind die Gastdirigenten und -solisten mit ihren zuweilen speziellen Ansprüchen. Die dritte Gruppe ist das Orchester selbst, derzeit bestehend aus über 110 Musikerinnen und Musikern mit dem Orchestervorstand, seiner gewählten Vertretung. Der vierte Faktor ist der amtierende Chefdirigent, derzeit ist das Sir Simon Rattle (aber auch mit Mariss Jansons hat Nikolaus Pont langjährig zusammengearbeitet). Die fünfte Interessensgruppe ist sein Team des Orchestermanagements, das sich als „Motor und Ermöglicher“ des Orchesters sieht. Und last not least sieht Pont als sechste Gruppe das Publikum als überaus wichtig an, denn dessen Wertschätzung trägt das BRSO auf der anhaltenden Erfolgswelle.
Welche Eigenschaften braucht ein guter Orchestermanager? Da die genannten Gruppen zuweilen unterschiedliche Interessen verfolgen, sitzt der Manager ab und zu sprichwörtlich „zwischen den Stühlen“. Er muss also Verständnis zeigen, vermitteln, Kompromisse aushandeln, manchmal aber auch Grenzen setzen. Die Künstlerinnen und Künstler – egal, ob sie dirigieren oder musizieren, sind meist ausgeprägte Persönlichkeiten mit großen Emotionen, so dass immer wieder mal Reibereien untereinander zu schlichten sind. Hilfreiche Eigenschaften sind da ein gutes Fingerspitzengefühl und zuweilen auch eine „dicke Haut“. Pont meinte: „Spannend, was sich in einem Orchester so tut. Man muss einfach viel miteinander reden, um Probleme aufzulösen. Wenn das gelingt, das gehört für mich dann zu den schönsten Momenten!“
Immer wieder stellen limitierte Kapazitäten (örtlich und zeitlich gesehen) das Orchestermanagement vor große Aufgaben. So setzt Sir Simon Rattle mit seinem riesigen gesellschaftlichen Engagement durch innovative Formate neue Akzente, für die im Hintergrund einiges auf die Beine gestellt werden muss. So beispielsweise mit dem „Symphonischen Hoagascht – Blasmusik trifft BRSO“ im Juli. Hierfür müssen die Instrumente innerhalb weniger Stunden vom Herkulessaal an einen anderen Ort gebracht werden, eine große logistische Herausforderung.
Anschließend wurden Gedanken zur Zukunft des BRSO ausgetauscht. In der Vergangenheit war es so, dass neben dem ausgezeichneten Ruf des Orchesters auch eine substanzielle finanzielle Ausstattung (etwa für Konzerthonorare) mitgeholfen hat, dass große Namen regelmäßig hier aufgetreten sind. Das wachsende internationale Renommee, das sich das Orchester erspielt hat, hat mittlerweile dafür gesorgt, dass Geld heute ein weniger wichtiger Faktor für Dirigenten und Solisten ist: Man kommt hierher, weil man in München mit einem der besten Orchester der Welt arbeiten möchte. Ob es noch zeitgemäß ist, die doch beträchtlichen Ausgaben für ein solch großes Orchester aus Beitragszahler-Gebühren zu finanzieren? Das bejaht Nikolaus Pont ausdrücklich, denn die Intendanzen der Sendeanstalten betrachten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) auch als Kulturveranstalter. Von dieser Sichtweise sollten die Öffentlichkeit und die Politik überzeugt werden, ein Festschreiben in den Statuten des ÖRR wäre als zukunftssichernde Maßnahme für die Klangkörper wichtig.
Auch das Thema „Neues Konzerthaus München“ wurde kurz angesprochen. Hier fragt sich Nikolaus Pont, ob eine zweifellos hohe, einmalige Investition (die Politik spricht von über einer Milliarde Euro) mit vielfältigen, kulturpolitisch relevanten Nutzungsmöglichkeiten (wie sie das bisher entwickelte Projekt geboten hätte) am Ende nicht leichter zu rechtfertigen sei als eine nur etwas geringere, aber noch immer substanzielle Investition (mehrere hundert Millionen?) für eine abgespeckte Variante mit eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten. Pont wörtlich: „Ich hoffe sehr, dass hier nicht an der falschen Stelle gespart wird. Das Orchester hätte es nicht verdient, in einem Saal zu spielen, der in der Öffentlichkeit am Ende keine Akzeptanz findet.“ Man sei mit dem Bayerischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst aber in einem Austausch genau über diese Themen, auch zwischen Sir Simon und dem Staatsminister Markus Blume gibt es dazu einen direkten Draht. Von Seiten des BRSO wird man selbstverständlich alles zu einem erfolgreichen Projekt beitragen.
Wolfgang Gieron bedankte sich bei Nikolaus Pont für die Einblicke in sein Arbeitsleben als Manager eines Orchesters von Weltrang. Nikolaus Pont gab den Dank umgehend zurück an die Freunde des Symphonieorchesters für die „großartige Unterstützung des BRSO durch den Verein“.
Es war ein interessanter Abend, bereichert durch zahlreiche von Wolfgang Gieron erzählte Anekdoten, in denen Stars wie Lorin Maazel, Leonard Bernstein, Justus Frantz und Andrea Bocelli eine Rolle spielten.
Text und Fotos: Ulrike Mosbach





